In der Schweiz bleibt die Europafrage bis heute einer der grössten Zankäpfel. Insbesondere in Bezug auf die Gestaltung der Zusammenarbeit sowie die Übernahme von ausländischem, sprich europäischem Recht, ist sich die Bevölkerung uneins. Nicht erst die Flüchtlingskrise im Jahr 2015 zeigt, dass die Schweiz auch in Asyl- und Migrationsfragen gespalten ist. Der Ukraine-Krieg macht zudem sichtbar, dass die Neutralität je nach politischem Lager unterschiedlich verstanden wird. Wirtschaftlich hält sich die Schweiz erstaunlich gut, und dies trotz Bankenkrise, Pandemie und Lockdown.
Die Schweiz steht im neuen Jahrtausend vor zahlreichen Herausforderungen und wandelt sich in vielerlei Hinsicht. Eine zentrale und kontroverse Diskussion betrifft die Beziehungen zur Europäischen Union (EU). Während die Schweiz ihren bilateralen Weg weiter verfolgt, brechen die Verhandlungen über ein Rahmenabkommen 2021 ab. Dieser Schritt sorgt für Spannungen und wirft grundlegende Fragen über die zukünftige Zusammenarbeit mit der EU auf. Das Scheitern des Rahmenabkommens belastet nicht nur wirtschaftliche Beziehungen, sondern beeinflusst auch die wissenschaftliche und technische Zusammenarbeit, wie die Teilnahme der Schweiz an EU-Forschungsprogrammen.
Die Ausgestaltung der Beziehungen zur EU bleiben ein ständiger Zankapfel zwischen den Parteien.
Innenpolitisch stehen Migration und Asylpolitik im Fokus. Die Flüchtlingskrise 2015 fordert auch die Schweiz heraus. Während humanitäre Traditionen hochgehalten werden, spitzen sich politische Debatten zu, etwa über die Unterbringung von Geflüchteten und die Integration in den Arbeitsmarkt. Diese Themen prägen nationale Wahlen und Volksabstimmungen. Parallel dazu rücken Klimapolitik und Nachhaltigkeit vermehrt in den Vordergrund. Grosse Jugendbewegungen wie die Klimastreiks mobilisieren Tausende von Menschen und schaffen es, das politische System zu beeinflussen. Initiativen wie die Gletscher-Initiative setzen wichtige Akzente für gesetzliche Anpassungen im Bereich Umweltschutz und erneuerbare Energien.
Die Neutralität der Schweiz, lange ein unverrückbarer Pfeiler ihrer Aussenpolitik, wird vor allem im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise ab 2022 neu diskutiert. Die Verhängung von Sanktionen gegen Russland signalisiert eine Anpassung der traditionellen Position und entfacht erneut hitzige Debatten über den Umfang und die Grenzen der Schweizer Neutralität. Gleichzeitig spielt die Schweiz weiterhin eine wichtige Rolle als Vermittlerin in internationalen Konflikten, wie ihre diplomatischen Bemühungen im Nahen Osten zeigen.
Die wirtschaftliche Entwicklung
Die Schweizer Wirtschaft zeigt zwischen 2000 und 2024 bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit. Obwohl die globale Finanzkrise 2008 auch die Schweiz trifft, bleibt das Bankensystem stabiler als in vielen anderen Ländern. Die Rolle der Schweiz als sicherer Hafen für Kapital und ihre starke Exportwirtschaft, insbesondere in den Bereichen Pharma, Maschinenbau und Technologie, tragen zur relativen Stabilität bei. Doch die Finanzkrise bringt auch Veränderungen: Der internationale Druck auf das Schweizer Bankgeheimnis wächst, was zu einer schrittweisen Lockerung und einer Reform des Finanzsystems führt.
Die Finanzkrise 2008 hat unter anderem zur Folge, dass das Schweizer Bankgeheimnis ins Wanken gerät und das Finanzsystem revidiert werden muss.
Die COVID-19-Pandemie trifft die Wirtschaft ab 2020 schwer, insbesondere den Tourismus, die Gastronomie und den Detailhandel. Trotzdem gelingt dank umfangreicher staatlicher Unterstützungsmassnahmen wie Kurzarbeit und Finanzhilfen eine rasche Erholung. Die Pharmaindustrie, mit globalen Akteuren wie Roche und Novartis, spielt eine zentrale Rolle bei der Impfstoffentwicklung und festigt ihre Position als Schlüsselsektor der Schweizer Wirtschaft. Der Ukraine-Krieg und die daraus resultierende Energiekrise treiben eine Neuausrichtung der Energiepolitik voran, mit verstärktem Fokus auf Nachhaltigkeit und erneuerbare Energien.
Die Bauwirtschaft bleibt in diesem Zeitraum ein zentraler Pfeiler der Schweizer Wirtschaft. Trotz der Herausforderungen durch die Finanzkrise 2008 und die Pandemie zeigt sich der Bausektor robust. Getrieben durch den anhaltenden Bedarf an Wohnraum und Infrastrukturprojekten bleibt die Nachfrage stabil. Der Immobilienmarkt erlebt in vielen Regionen der Schweiz einen Boom, mit steigenden Preisen für Wohn- und Gewerbeimmobilien. Besonders in den urbanen Zentren wie Zürich, Genf und Basel wird zunehmend verdichtet gebaut, um dem begrenzten Raumangebot gerecht zu werden.
Grosse Infrastrukturprojekte prägen das Gesicht der Schweiz in dieser Zeit. Die Fertigstellung des Gotthard-Basistunnels im Jahr 2016, des längsten Eisenbahntunnels der Welt, gilt als Meilenstein moderner Ingenieurskunst und stärkt die Position der Schweiz als wichtiger europäischer Verkehrsknotenpunkt.
Mit dem Gotthard-Basistunnel wird 2016 der längste Bahntunnel der Welt in Betrieb genommen.
Der Hauptbahnhof Zürich bekommt die sogenannte Durchmesserlinie. Zwei neue Geleisstränge queren neu unterirdisch den S-Bahnhof. Dadurch nimmt der HB endgültig Abschied vom historischen Kopfbahnhof-Prinzip.
Weitere Projekte wie die Durchmesserlinie in Zürich und der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs in Genf und Lausanne zeigen das Engagement des Landes für eine nachhaltige Mobilität.
Die Bauwirtschaft wird zunehmend von Nachhaltigkeitsthemen beeinflusst. Der Einsatz von energieeffizienten Baumaterialien, die Renovation bestehender Gebäude und der Ausbau von Photovoltaikanlagen prägen den Sektor. Zudem fördert die Schweiz innovative Ansätze wie den Holzbau, der durch die Wiederentdeckung lokaler Materialien und Techniken an Bedeutung gewinnt. Staatliche Förderprogramme und gesetzliche Vorgaben treiben diese Entwicklung voran und machen den Bausektor zu einem zentralen Akteur in der Erreichung der Klimaziele der Schweiz.
Zusätzlich zeigt sich die Innovationskraft der Schweiz: Start-ups in den Bereichen Technologie, Biotechnologie und Fintech florieren. Zürich und Zug entwickeln sich zu wichtigen europäischen Hubs für Kryptowährungen und Blockchain-Technologien, während Initiativen wie «Switzerland Innovation» internationale Forschung und Entwicklung fördern.
Klimaangst und Gleichstellungsfragen
Die Schweizer Gesellschaft ist geprägt von einer zunehmenden Politisierung junger Generationen. Der Frauenstreik 2019 bringt landesweit hunderttausende Menschen auf die Strasse, die für Gleichstellung, faire Löhne und bessere Arbeitsbedingungen für Frauen demonstrieren. Diese Bewegung ist ein historischer Moment und führt zu wichtigen Diskussionen über Genderfragen und zur Einführung neuer Massnahmen, etwa in der Lohngleichheit.
Die Klimabewegung ab 2018 mobilisiert vor allem junge Menschen, die ambitionierte Massnahmen zur Reduzierung von Treibhausgasen fordern. Die Klimastreiks beeinflussen Volksabstimmungen und führen zur Einführung von Klimastrategien auf nationaler und kantonaler Ebene. Gleichzeitig wird die Debatte um den Schutz der Alpen und nachhaltigen Tourismus lauter.
Nicht alle Bevölkerungsgruppen sind einverstanden mit dem bundesrätlichen Kurs während der Pandemie. So auch die Freiheitstrychler, die mit lautstarken Protesten auf ihre Anliegen aufmerksam machen.
Die COVID-19-Pandemie wirft Fragen nach Freiheitsrechten und staatlicher Verantwortung auf. Proteste gegen Lockdowns und Impfpflichten zeigen auch in der Schweiz eine Spaltung der Gesellschaft, während die Solidarität während der Pandemie – etwa in Form von Nachbarschaftshilfe – Hoffnung macht.
Die kulturelle Entwicklung
Die kulturelle Landschaft der Schweiz erblüht in vielfältiger Weise. Internationale Festivals wie das Montreux Jazz Festival, das Zurich Film Festival und das Locarno Film Festival ziehen weltweite Aufmerksamkeit auf sich und machen die Schweiz zu einem kulturellen Knotenpunkt. Die Musikszene erlebt mit Künstlern wie Nemo, Stress, Lo & Leduc und der Sängerin Sophie Hunger einen Aufschwung, während Technokultur und Clubs in Städten wie Zürich und Basel zentraler Bestandteil der europäischen Szene bleiben.
Die Pandemie bringt neue digitale Formate hervor: Virtuelle Rundgänge durch Museen, Online-Konzerte und Streaming von Theateraufführungen etablieren sich als Alternative zu traditionellen Kulturveranstaltungen. Die Fondation Beyeler und das Kunstmuseum Basel setzen Massstäbe mit Ausstellungen, die auch ökologische und gesellschaftliche Themen behandeln.
Der Lederwarenhersteller Bally fasst nach dem Fiasko unter dem Finanzschwindler Werner K. Rey und mehreren Übernahmen durch internationale Finanzgesellschaften wieder Fuss in der Modeszene.
Mode und Design spielen ebenfalls eine wachsende Rolle. Schweizer Modemarken wie Akris und Bally gewinnen internationale Anerkennung, während Nachhaltigkeit und Slow Fashion in den Vordergrund rücken. Junge Designer experimentieren mit alpiner Ästhetik und modernen Materialien, was die Schweizer Modeszene diverser und globaler macht.
In der Literatur gewinnen Autoren wie Joël Dicker, Lukas Bärfuss und Kim de l'Horizon internationale Aufmerksamkeit. Ihre Werke setzen sich oft mit Fragen nach Identität, Umwelt und gesellschaftlichem Wandel auseinander. Die bildende Kunst bleibt dynamisch, mit Künstlern wie Pipilotti Rist, deren Arbeiten soziale und technologische Themen aufgreifen.