Die fünfte Ausgabe unseres Jubiläumsmagazins befasst sich mit den 1980er- und 1990er-Jahren – und damit auch einem der dunkelsten Kapitel in der Geschichte der HG COMMERCIALE.
Anfang der 1980er-Jahre, in der Schweizer Wirtschaft und auch bei der HGC ging es nach schwierigen Jahren infolge der Erdölkrise wieder stark aufwärts, tauchten plötzlich finanzielle Ungereimtheiten in der Buchhaltung auf. Diese Entdeckung führte zu einer in der Unternehmensgeschichte beispiellosen Suche nach Löchern im System.
Eine externe Treuhandgesellschaft wurde mit der Durchführung einer umfassenden Buch- und Geschäftsverkehrsprüfung beauftragt. Dabei zeigte sich rasch, dass die Verfehlungen am Hauptsitz und ganz oben in der Hierarchie anzusiedeln waren.
Um den Reputationsschaden möglichst gering zu halten, waren die interimistisch mit der Geschäftsführung der HGC beauftragten Personen – der Direktor und der Chefbuchhalter waren zunächst suspendiert und danach entlassen worden – anfänglich darauf bedacht gewesen, das Ganze intern und verschwiegen zu behandeln.
Aufgrund einer anonymen Strafanzeige, von der bis heute unklar ist, wer sie damals eingereicht hatte, wurde die Zürcher Staatanwaltschaft aktiv und eröffnete eine Strafuntersuchung. Spätestens ab diesem Zeitpunkt liess sich der Skandal nicht mehr unter dem Deckel halten und machte innerhalb einer ungläubig staunenden Branche die Runde.
Da sich das Ganze vor 40 Jahren abspielte, gibt es keine Zeitzeugen mehr, die genügend mit der Materie vertraut waren und uns heute noch sagen könnten, was sich damals genau abgespielt hat. Im HGC-Archiv lagern zwar unsere jährlichen Geschäftsberichte, doch diese geben bloss summarisch wieder, was damals geschah und wie damit umgegangen wurde. Wir mussten deshalb nach vielen kleinen Puzzleteilen suchen, aus denen sich so etwas wie ein Gesamtbild ergibt.
Die wenige Korrespondenz zum Fall, die sich heute noch in unserem Archiv befindet, darunter vor allem ein Bericht der mit der internen Untersuchung beauftragten Treuhandgesellschaft, zeigt zum Beispiel auf, in welchen Unternehmensbereichen Ungereimtheiten auftauchten.
Ausserdem lässt ein Briefwechsel zwischen Anwälten den Schluss zu, dass man den Fall 1990 zivilrechtlich mittels Vergleichen mit den Hauptverantwortlichen abschliessen konnte. In dieser Korrespondenz wird zudem erwähnt, dass der damalige Direktor strafrechtlich verurteilt wurde.
Wir nahmen deshalb Kontakt mit der Direktion der Justiz und des Innern des Kantons Zürich auf, um uns dort nach den Akten der Strafuntersuchung zu erkundigen. Das zur Justizdirektion gehörende Staatsarchiv des Kantons Zürich teilte uns mit, dass sich leider keine solchen Dokumente mehr in den Beständen finden liessen.
Die Archivare liessen uns aber gleichzeitig wissen, dass die Behörde, welche unseren Direktor verurteilt hatte, das Urteil während 50 Jahren aufbewahren müsse, ehe sie dieses an das Staatsarchiv weitergebe.
Bei der nochmaligen Durchsicht der Akten fanden wir heraus, dass es die 1. Strafkammer des Obergerichts des Kantons Zürich gewesen war, welche den Direktor verurteilt hatte. Unserem Gesuch um Aushändigung des Gerichtsurteils wurde inzwischen vom Obergericht entsprochen. Bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe ist der Entscheid allerdings noch nicht bei uns eingetroffen.
Wir haben uns deshalb entschieden, in zwei Teilen über den Fall zu berichten. Den ersten Teil, der sich mit der HGC-internen Aufarbeitung des Skandals befasst, finden Sie in dieser Jubiläumsausgabe in der Rubrik «Zeitreise». Wer sich vom Amtsdeutsch nicht abhalten lässt, findet darin bereits einige erhellende Informationen.
Im zweiten Teil, den wir nach Eingang des Urteils erarbeiten werden, versuchen wir dann noch etwas genauer aufzuzeigen, was sonst in der Untersuchung auftauchte, was davon strafrechtlich relevant war und wie damit umgegangen wurde. Es bleibt also mit ziemlicher Sicherheit spannend!
Neben diesem «True crime» berichten wir in der aktuellen Jubiläumsausgabe selbstverständlich noch über weitere Themen. So beleuchten wir dieses Mal, was in den Jahren 1980 bis 1999 auf der Welt, in der Schweiz und – nebst dem Finanzskandal – bei der HGC wichtig war.
Ausserdem waren wir an der Eröffnung des wunderschönen Um- und Neubaus an der Pulvermühlestrasse in Chur dabei. Genau so wie an der Aufrichte im imposanten Neubau im luzernischen Inwil. An beiden Anlässen haben wir fotografiert. Die Aufnahmen können in mehreren Bildgalerien angeschaut werden.
Für einmal haben wir keine Baustoffe zum Thema, sondern fokussieren auf die Architektur im Wohnbau: Wir zeigen die Siegerobjekte von den Schweizer Architekturpreisen 2024, die von einem unserer Jubiläumspartner, dem Archithema Verlag, bereits zum zehnten Mal verliehen wurden. Dabei zeigt sich auf exemplarische Weise, wie sich die Disziplinen Neu- und Umbau einander mehr und mehr annähern.
Zudem zeigen wir, wie dank einem Teamplay zwischen Architekten und Lieferanten in tollen Objekten wie einem Busbahnhof oder einem Hockeystadion auch Dämm- und Akustiklösungen zu einem architektonischen Mehrwert beitragen können.
Und all jene, die bis zum Schluss lesen, seien noch auf das Bonmot eines weltbekannten Sängers hingewiesen, der sich 1999 ziemlich «träf» zum Umgang mit dem bevorstehenden Milleniumswechsel geäussert hatte.
Viel Spass bei der Lektüre!
Ihr HGC-Redaktionsteam