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Epilog

Das letzte Wort

Erinnerungen an die HGC

Am 26. Juni 2024 erreichte den CEO der HGC ein Mail mit dem folgenden Wortlaut: «Guten Morgen sehr geehrter Herr Tobler, die Einladung zum 125 Jahr Jubiläum HGC gibt mir Gelegenheit, meine HGC Verbundenheit aufzuzeigen. Ich mag mich noch gut an das 75-Jahr-Jubiläum, das in Luzern gefeiert wurde, erinnern. Aber auch am 100-Jährigen durfte ich dabei sein. Umso mehr hat es mich gefreut, das 125-Jahr-Jubiläum mitzufeiern. Für diese Einladung möchte ich mich sehr bedanken.» Geschrieben hat die Zeilen der inzwischen 76-jährige eidg. dipl. Baumeister Ernst Relling aus Urdorf. Die Redaktion hat ihn zuhause besucht und sich über die drei Jubiläen, seine Geschäftsbeziehung zur HGC und noch manch anderes unterhalten.

Ernst Relling, Sie haben unserem CEO geschrieben, dass Sie die letzten drei grossen Jubiläen der HGC live miterlebt haben. Wenn Sie die drei Feste miteinander vergleichen, was kommt Ihnen da spontan in den Sinn?

Jedes Fest war komplett anders, aber das eindrücklichste war schon die 75-Jahr-Feier 1974: Die war richtig pompös und für uns Provinzler aus Schaffhausen eine komplett neue Erfahrung. Natürlich, wir waren damals noch sehr jung. Aber es war auch sehr speziell. Man fuhr nach Luzern an die Generalversammlung. Da hat kein Geringerer als der damalige Bundespräsident, der Zürcher Ernst Brugger, gesprochen (zu seiner originalen Festrede geht es hier).

Gleich im Anschluss an die GV gings dann auf den Vierwaldstättersee. Vor der Abfahrt erhielt jeder Gast eine «Lunchtasche». Darin befand sich eine Küchenschürze und Proviant. Und sogar für jeden ein Fläschli Weisswein. Ein Geschenk, das wir bis heute aufbewahrt haben von diesem Anlass ist eine kleine Wasserwaage mit HG-Logo und dem aufgedruckten Menü vom grossen Bankett. Das war riesig, mehrere tausend Leute im gleichen Saal.

Auch der Unterhaltungsteil war bombastisch. Es spielte das Orchester vom Schweizer Radio, die Kessler-Zwillinge traten auf. Auch Vico Torriani und andere Show-Grössen von damals. Ja, die 75-Jahr-Feier war wirklich einmalig und das Fest, das allen Beteiligten sehr lange in Erinnerung geblieben ist. 

25 Jahre später waren Sie wieder dabei. Wie war es damals?

An die 100-Jahr-Feier kann ich mich gar nicht mehr so richtig erinnern. Es war in Zürich, ich glaube im Kongresshaus. Ich weiss nicht mehr, wer damals CEO bei der HG war. Ich glaube Franz Stadelmann. Damals sagte ich im Vorfeld noch: «Macht doch ein richtiges Fest, also auf dem Zürichsee.» Daraus wurde dann aber nichts. Wahrscheinlich erinnere ich mich auch nicht mehr wirklich an dieses Jubiläum, weil die Baubranche in den 1990ern in eine Rezession geglitten war, die sich gegen Ende des Jahrtausends noch verschärfte. Da war uns allen nicht so wirklich zum Feiern zumute. Und wenn ich es mir recht überlege, könnte die Wasserwaage auch von diesem Fest stammen.

Und 2024, was haben Sie davon mitgenommen?

Die aktuelle Feier zum 125-Jährigen war für uns zwiespältig. Ich musste mir eingestehen, dass ich alt geworden bin in der Zwischenzeit. Es hatte mir zu viele Leute, es war sehr laut, und man hat auch nicht so viel gesehen. Mir hat das nicht so behagt. Wir waren uns gewohnt, dass man sich an den Jubiläen an einen grossen Tisch setzt und sich einen Abend lang in aller Ruhe austauscht. Es ging vor allem um diesen Austausch und weniger um die Show. Das Essen war aber wirklich gut, und was mir auch sehr gut gefallen hat, dass man wieder einmal rauchen durfte. Draussen auf der Terrasse. Früher hat man noch drinnen geraucht. Da stand jeweils auf jedem Tisch ein Kistchen Zigarren. Heute geht das ja nicht mehr.

Sie sind mit der HGC seit vielen Jahren beruflich verbunden. Erinnern Sie sich noch an ihre erste Begegnung mit unserem Unternehmen?

Meine allererste Begegnung mit der HGC, oder wie wir damals noch sagten, der HG, war Mitte der 1960er-Jahre. Ich machte damals meine Maurerlehre bei den Gebrüdern Ziegler in Schaffhausen. Damals war die HG Wallisellen für den Kanton Schaffhausen zuständig gewesen, und ich erinnere mich, dass ein Hans Gossweiler dort Chef gewesen war – eine ganz besondere Persönlichkeit. 

Ein- oder zweimal im Jahr kam Hans Gossweiler persönlich bei uns vorbei und traf mit meinen Chefs irgendwelche Abmachungen. Ich glaube, es ging um Gegengeschäfte. Denn die Gebrüder Ziegler waren damals nicht nur Baumeister, sondern produzierten auch Zementröhren und -platten und verrechneten die Lieferungen oft über die HG. Von unseren rund hundert Angestellten war etwa die Hälfte, die meisten davon Grenzgänger aus Deutschland, in der Zementproduktion tätig. Dort hatten wir noch Holzöfen im Einsatz. 

Wir waren auch sonst sehr altmodisch unterwegs. Als ich einen Velounfall hatte und danach ein paar Wochen an Krücken ging, wurde ich im Büro eingesetzt. In der Buchhaltung herrschte ein Riesenchaos. Ich fragte deshalb, ob ich dem Herrn Ziegler nicht das Büro aufräumen dürfe. Als man mich liess, fand ich Rechnungen, die mehrere Jahre alt und nie beglichen worden waren. Ausserdem wurden keine Mahnungen versandt. Kein Wunder, waren wir damals nie flüssig gewesen.

Ein richtiger Traumeinstieg ins Baubusiness … Und trotzdem sind sie der Branche treu geblieben?

Etwas anderes kam für mich nie in Frage. Im Gegenteil, ich wollte weiterkommen und habe mich immer wieder in Weiterbildungen gestürzt: Als erstes machte ich nach der Lehre ein Praktikum als Hochbauzeichner und besuchte nach der Sappeur-RS ein Jahr lang das Technikum Winterthur. Danach half ich nochmals bei den Gebrüdern Ziegler als Maurervorarbeiter aus und arbeitete anschliessend über ein Jahr als Eisenbetonzeichner in Schaffhausen. Im November 1970 trat ich schliesslich in die AG Baugeschäft Wülflingen ein und begann, mich dort berufsbegleitend zum Bauführer auszubilden.

Im Sommer 1972, ich hatte damals gerade den Bauführer abgeschlossen, kam einer der Ziegler, der Karl, auf mich zu: Sein Bruder sei krank, und er könne das Geschäft nicht allein stemmen. Ob ich nicht wieder nach Schaffhausen zu ihm kommen wolle, diesmal als Bauführer. Ich sagte ihm zu, stieg im Februar 1973 ein und übernahm bereits ein halbes Jahr später die gesamte Geschäftsführung, weil auch Karl gesundheitlich immer stärker angeschlagen war und zweimal ins Spital musste wegen seiner Magenbeschwerden.

Ich stellte nur eine Bedingung für die Übernahme der Geschäftsleitung. Dass ich jemanden zur Mithilfe beim Aufräumen einstellen konnte. Das Chaos im Büro der Zieglers war nicht kleiner geworden seit meiner Lehrzeit. Ich schlug deshalb vor, dass meine Frau Patrizia das übernehmen könne. Das wurde dann auch akzeptiert.

Sie hatte vorher in einer Apotheke die «Stifti» gemacht. Da war alles piccobello aufgeräumt gewesen. Jedes Ding hatte seinen Platz. Die Ordnung war perfekt. Und plötzlich fand sie sich in diesem grauenhaften Büro wieder. Die absolute Katastrophe! Der alte Chef hatte dort ab sechs Uhr morgens Zigarren geraucht. Die Wände waren ganz braun, die meisten Papiere vergilbt. Sie räumte auf, so gut es ging. Und ich erinnere mich, wie sie dort auch immer die Löhne machte. Dafür hatte man damals noch die sogenannten Journale. Das war eigentlich nichts anderes als eine Art riesige Excel-Tabelle, die man von Hand ausfüllte. Darauf basierend wurden dann die Lohntüten gemacht, also das Lohngeld abgezählt und eingetütet und am Ende verteilt.

Es war allerdings nicht nur die chaotische Art der Zieglers, die problematisch war. Noch schwerer wog, dass sie nicht miteinander sprechen konnten. Eigentlich hatten die Brüder ein Leben lang miteinander Krach gehabt. Eine tragische Geschichte im Grunde, aber deshalb liefen auch die Geschäfte nicht, und es zeigte sich immer mehr, dass das Unternehmen in der damaligen Form keine Zukunftschance hatte.

Ich nahm deshalb mit einem Sohn von Hans Ziegler Kontakt auf, der in Zürich studiert hatte und in einer Treuhandfirma arbeitete. Ich sagte zu ihm, dass man die Firma liquidieren müsse. Es habe keinen Zweck, da noch mehr Geld reinzustecken. Er hat mir dann das Okay zur Abwicklung gegeben. 

Mit einem Happy End am Schluss für Sie, oder?

Happy End ist wohl nicht das richtige Wort. Aber aus dieser Liquidation heraus entstand in Stein am Rhein meine erste Selbstständigkeit mit der neu gegründeten Wagner & Relling AG. Ich brachte die Ware und die besten Leute von den Gebrüdern Ziegler mit, während meine Geschäftspartner, Paul Wagner und dessen Sohn Erwin, die ich über einen gemeinsamen Kollegen kennengelernt hatte, von der ebenfalls in Stein ansässigen Firma Gaido kamen und in der Region sehr gut vernetzt waren.

Das Ganze ging leider nur eine Zeit lang gut: Denn ich hatte mich entschlossen, die Baumeisterprüfung zu machen. Ich begann, mich vorzubereiten und fuhr dann jeden Samstag mit dem «Döschwo» an die Kurse nach Sursee. Ausser meiner Frau wusste niemand davon. Ich war noch sehr jung damals und wollte nicht, dass man mich auslacht, falls ich es nicht schaffen würde oder gar nicht erst zur Prüfung zugelassen würde.

Mein grösstes Problem war nämlich mein junges Alter. Man musste nachweisen, wieviel Berufserfahrung man hatte. Und ich war wieder einmal der Jüngste, der Baumeister und gleichzeitig auch noch Maurermeister werden wollte. Ich dachte mir in meiner Naivität, wenn ich gleichzeitig beide Prüfungen machen würde, würde das meine Chancen erhöhen, mindestens eine zu bestehen. Da hat man mich aber ziemlich schnell zurückgepfiffen!

Während meiner Ausbildung zum Baumeister lernte ich Urs Hoffmann kennen, der damals bei Esslinger arbeitete und später Präsident des Baumeisterverbandes Limmattal wurde. Ausserdem lernte ich einen Baurechtsanwalt namens Hans Frick kennen, der damals die Aufsicht hatte bei den Rechtsprüfungen und mir später erzählte, dass mir mein Prüfungsexperte ganz andere Fragen gestellt hatte als mit ihm abgemacht. 

Trotz dieser Schikane bestand ich die Prüfung und informierte anschliessend mein persönliches Umfeld stolz über mein neues Diplom. Das hatte leider zur Folge, dass meine Geschäftspartner und vor allem der Senior ein Problem mit mir bekamen. Er war der Meinung, dass ich ihn zuerst um Erlaubnis hätte fragen müssen, bevor ich die Ausbildung begann. Da bin ich ausgestiegen und habe ich mir einen anderen Job gesucht. 

Bereits zuvor hatte ich bei der HG neue Leute kennen- und schätzen gelernt: Da wir unsere Firma in Stein am Rhein hatten, war die HG Weinfelden, die 1972 neu eröffnet worden war, näher gelegen. Diesen Standort leitete Hans Peter Luchsinger, der dann die Tochter von Hans Gossweiler, dem Geschäftsführer der HG Wallisellen, heiratete. So machte man das damals offenbar. Da wir aber im selben Alter waren und ähnlich dachten, haben sich der Luchsinger und ich sofort gut verstanden. Er machte einen tollen Job, nicht nur bei uns, deshalb machte ich damals praktisch alles exklusiv mit Weinfelden. 

Nun standen Sie aber auf der Strasse. Wie ging es weiter?

Nach dem Ausstieg aus meiner eigenen Firma musste ich schauen, wo ich nun unterkommen könnte. Ich stellte mich deshalb an drei ganz unterschiedlichen Orten vor, bei Hatt-Haller, bei Brunners Erben und bei Häusermann, einem Unternehmen, das schon damals auf die Vermittlung von Baufachleuten spezialisiert war. Häusermann schlug mir vor, die Geschäftsführung in der AG Bauunternehmung Urdorf zu übernehmen. Diese war Teil eines Konglomerats, aus dem später die WB Werner Bleiker Holding AG hervorgehen sollte, zu der auch Kramer und Ponti in Zürich, Gautschi in Affoltern am Albis, die Albis Chemie AG in Adliswil und die Alpha Generalunternehmung in Zürich gehörten. 

Ich übernahm in der Folge die Geschäftsleitung bei der AG Bauunternehmung Urdorf, die ich bis 1987 innehatte. Ab 1984 führte ich parallel dazu die Geschäfte der Kramer AG (bis 1989), wurde ab 1987 zum Delegierten des Verwaltungsrates der Gruppe Bau innerhalb der Werner Bleiker Unternehmungen und schliesslich per 1. Januar 1989 zum Direktor der WB Werner Bleiker Holding AG ernannt. 

In dieser Zeit arbeitete ich viel mit der HG Zürich-Giesshübel zusammen, aber die Transitgeschäfte wickelte ich noch immer über Weinfelden ab. Als dann 1985 der neue Standort Zürich-West in Unterengstringen eröffnete, fingen wir aufgrund der geografischen Nähe an, auch mit den dortigen Leuten zu arbeiten.

Die WB Werner Bleiker Holding wurde dann Ende der 1980er- und Anfang der 1990er-Jahre so richtig durchgeschüttelt, weil der Besitzer immer weiter expandieren wollte und seine bestehenden Firmen aushöhlte und deren Gewinne in den Zukauf von neuen Firmen investierte und sich dabei übernahm.

Als dann schliesslich auch die Kramer Gruppe ins Trudeln geriet, schlug uns unsere Hausbank, die ZKB, ein Management Buyout der gut laufenden Albis Chemie AG vor, was wir dann auch so machten. Bei der Weiterführung der Albis Chemie AG kam es leider zu Unregelmässigkeiten: Ein Partner hatte uns um eine hohe Summe betrogen. Nach dessen Rausschmiss übernahm ich dann das gesamte Aktienpaket. 

Schon Jahre vor diesen Turbulenzen hatte ich in meiner Funktion als Geschäftsführer der AG Bauunternehmung Urdorf in Urdorf ein grosses Stück Bauland gekauft. Als die Firma später, sie war in der Zwischenzeit mehrfach umbenannt worden, ebenfalls liquidiert werden musste, hat wiederum die ZKB, um ihre Verluste zu minimieren, auf diesem Stück Land eine grosse Überbauung errichten lassen. Mit deren Realisierung, die bis 1996 dauerte, wurde ich dann, das muss 1992 gewesen sein, von der ZKB beauftragt.

Anschliessend arbeitete ich bis zu meiner Pensionierung im Jahr 2012 als selbständiger Baumeister und setzte in dieser Zeit mehrere grössere Bauprojekte an unterschiedlichen Orten in der Deutschschweiz um.

Wenn Sie Ihre berufliche Laufbahn heute Revue passieren lassen, in welcher Hinsicht hat sich die Baubranche Ihrer Meinung nach am meisten verändert?

Beim Bauen ist es in erster Linie die Geschwindigkeit, die massiv zugenommen hat. Auch die Technik, die heute zur Verfügung steht, hat sich stark verbessert. Alles andere ist im Grunde gleich geblieben. Wir schalen noch. Wir betonieren noch. Wir mauern noch.

Im kollegialen Austausch gab es meiner Meinung nach eine grosse Veränderung: Die Rücksichtnahme auf der Baustelle ist für mich etwas verloren gegangen: Zu meiner Zeit war es noch so, dass man, wenn auf der Baustelle etwas nicht in Ordnung war, aufeinander zuging und sich über die verschiedenen Berufsgattungen hinweg austauschte, auf Unstimmigkeiten hinwies und sich gegenseitig half. Das ist nicht mehr so.

Früher haben wir, so kommt es mir wenigstens vor, miteinander gebaut. Heute habe ich manchmal das Gefühl, dass gegeneinander gebaut wird. Das finde ich sehr schade.

Was sind denn ihre schönsten persönlichen Erinnerungen, wenn Sie an Ihre berufliche Laufbahn zurückdenken?

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Ernst Relling und seine Frau Patrizia.

Ernst Relling

geboren am 12. Mai 1948, wuchs in Schaffhausen bei seiner Mutter auf und machte nach der Schule eine Maurerlehre. Er bildete sich anschliessend weiter bis zum eidg. dipl. Baumeister und führte ab den 1970er-Jahren mehrere Baubetriebe. Heute lebt er in Urdorf und geniesst seinen Ruhestand, indem er jeden Morgen in aller Hergottsfrühe (um 5 Uhr) die digitale Ausgabe des Tages-Anzeigers liest und auch immer wieder gerne zurückdenkt an sein langjähriges Hobby Segeln. Diese Leidenschaft hatte in Schaffhausen mit einem Weidling begonnen. Segeln lernte Ernst Relling ab 1978 auf dem Bodensee und später in Schweden, wo er mehrere Segelboote kaufte, die dann in die Ostschweiz transportiert wurden. Doch einmal, es muss beim vierten gewesen sein, gefiel es ihm vor Ort so gut, dass er das Boot gleich in der Werft liess und anschliessend die nächsten Jahre zum Segeln nach Schweden fuhr. 2012 kaufte er schliesslich sein letztes neues, etwas grösseres Segelboot (48 Fuss). Damit segelte er mit Freunden nach Italien, wo das Schiff südlich von Livorno in einem kleinen Hafenstädtchen eine neue Heimat fand. Letztes Jahr entschied sich Ernst Relling, mit seinem Hobby aufzuhören und das Boot zu verkaufen. Seither ist er wieder häufiger in der Küche anzutreffen.

Es sind weniger einzelne Momente als Menschen, denen ich im Lauf der Jahre begegnet bin. Die vielen Kollegen auf den Baustellen, der Ausbau meines Netzwerks im Rahmen meiner Aus- und Weiterbildungen. Der Kontakt zum bereits genannten Rechtsanwalt, der die Aufsicht bei meiner Baumeisterprüfung hatte und mit dem ich später segeln ging. 

Super gewesen sind auch die Jahre bei der AG Baugeschäft Wülflingen, weil wir da unter der Leitung des Besitzers Walter Deller eine ganz spezielle Familie gewesen sind. Damals habe ich am meisten gelernt, sowohl fachlich als auch menschlich. 

Ich habe damals als einziger in Schaffhausen gewohnt, und es gab noch keine Schnellstrassen nach Winterthur. Einmal, das vergesse ich nie mehr, es war ganz am Anfang, kam ich erst um Viertel nach Sechs im Geschäft an. Da hat mich der Geschäftsführer zu sich zitiert und mich komplett zusammengestaucht. Hier beginne die Arbeit um Punkt Sechs – auch wenn man aus Schaffhausen komme und der Jüngste sei… Damals herrschte noch ein anderer Umgangston. Aber die Regeln waren klar, der Umgang fair. 

Was waren ihre persönlichen Highlights mit der HGC?

Es waren auch hier nicht einzelne Highlights, sondern dass wir über die vielen Jahre stets auf Augenhöhe «geschäftet» haben und daraus sogar Freundschaften entstanden sind. Es hat immer gestimmt, unabhängig davon, mit welchem Standort wir gerade zu tun hatten.

Mit Peter Ramseier, der lange in Zürich-West gewesen und heute ebenfalls pensioniert ist, treffe ich mich ab und zu. Auch Franz Huber von der HG Zürich-West, der inzwischen leider verstorben ist, wurde zum Freund.

Ausserdem gehe ich noch immer regelmässig auf Baumeisterreisen. Vorletztes Jahr waren wir in Apulien. Da waren auch zwei von der HG dabei. (Er schmunzelt) Die mussten immer bezahlen. Deshalb habe ich sie nach der Reise ins Wii-Lager in Urdorf eingeladen. Das war für sie ungewöhnlich, ein solches Dankeschön…

Ganz generell kann ich zur Zusammenarbeit mit der HG nur sagen: Wir haben immer sehr gut zusammengearbeitet. Wenn man mit jemandem zufrieden ist, dann bleibt man. Das habe ich immer so gehalten. Dieses Ausspielen gegeneinander war nie mein Ding.

Möchten Sie zum Schluss der jungen Generation von Bauleuten noch etwas mit auf den Weg geben?

Als ich Maurer werden wollte, haben mir alle gesagt: «Spinnst du?» Aber ich würde wieder Maurer lernen. Ich würde nochmals alles genau gleich machen – mal abgesehen von den zwei negativen Erlebnissen, die ich beruflich mit unehrlichen Leuten hatte. 

Ich würde aber jedem Jungen unbedingt raten, sich weiterzubilden und möglichst schnell den Baumeister zu machen. Heute kann man dafür ja in die Schule nach Sursee. Man sollte versuchen, etwas zu werden auf dem Bau. Wenn man will, kann man es im Bauwesen weit bringen. Aber ohne Willen geht es nicht!

Ausserdem finde ich, dass man heutzutage nicht mehr bloss über das Schlechtwetter auf der Baustelle reden sollte, sondern angesichts der Erderwärmung auch über das «Gutwetter», bei dem man ebenfalls nicht mehr arbeiten kann, weil es schlicht zu heiss ist. Wir haben früher im Hochsommer auch schon mal um vier Uhr in der Frühe angefangen zu arbeiten. Baupolizeilich war das natürlich nicht erlaubt. Aber ich denke, dass man in Bezug auf die Hitze künftig neue Regeln erarbeiten sollte. 

Und zuletzt habe ich dem Baumeisterverband einen Rat: Geht mehr auf die Oberstufenlehrer zu, dann interessieren sich auch wieder mehr Schüler für die Bauberufe! Ich habe seinerzeit als Mitglied der Schulpflege Urdorf regelmässig Baustellenbesuche organisiert für ganze Klassen, die vor der Berufswahl standen.

Man müsste generell wieder mehr machen, um den Nachwuchs zu gewinnen. Auch mit gezielter Werbung für die Bauberufe. Wie früher, als man mit der Kampagne «baue Deine Zukunft, lerne Maurer, werde Fachmann» flächendeckend für den Maurerberuf geworben hat.