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Epilog

Das letzte Wort

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Die Bilanz des Grauens

Mit der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands und Japans im Mai beziehungsweise August 1945 endet der Zweite Weltkrieg. Weite Teile Europas und Asiens sind verwüstet, geschätzt sterben während der sieben Kriegsjahre erstmals in einem kriegerischen Konflikt mehr Zivilisten als Soldaten (die moderne Forschung geht heute von insgesamt 75 Millionen Todesopfern aus, was 1940 rund 3.5 Prozent der Weltbevölkerung entsprach – auf die heutige Weltbevölkerung umgerechnet wären das über 200 Millionen Menschen).

Es sind allerdings nicht die Kriegsverursacher Deutschland und Japan, die mit knapp 8.7 Millionen (Deutschland und Österreich) beziehungsweise 3.4 Millionen Toten (Japan) die meisten Opfer zu beklagen haben, sondern Russland mit 27.9 Millionen, gefolgt von China mit rund 15 Millionen (das sich allerdings schon seit 1931 im Krieg mit Japan befand).

Dass Polen in dieser Rangliste des Grauens mit 6.5 Millionen Todesopfern geführt wird, hat grösstenteils mit der «Shoah» zu tun, dem Massenmord an den europäischen Juden, dem allein in Polen, der UdSSR und Ungarn beinahe 5 Millionen Menschen jüdischen Glaubens zum Opfer fielen.

Wieviel mehr Menschen im gesamten Krieg verletzt wurden, dafür gibt es keine verlässlichen Schätzungen. Sie muss allerdings, vergleicht man sie mit anderen Konflikten, im dreistelligen Millionenbereich liegen.

Flucht und Vertreibung

Auch wenn am 8. Mai 1945 in Europa offiziell Frieden herrscht, ist das für Abermillionen Menschen nur der Beginn der Not der Nachkriegszeit. Der Kontinent bietet noch während Jahren ein Bild des Elends und der Verwüstung. Millionen von Menschen sind ausgebombt, verschleppt und vertrieben worden. Auf der Suche nach Schutz treten sie nun meist zu Fuss und in grossen Kolonnen eine Reise mit ungewissem Ziel an.

Dazu gehörten auch etwa rund 10 Millionen Deutsche, die aus Ostpreussen, Pommern, dem Sudetenland und anderen ehemaligen deutsch besiedelten Gebieten im Osten vor der anrückenden Roten Armee geflüchtet waren. Wurden sie eingeholt, so drohten ihnen Vergewaltigung, Plünderungen oder spontane Erschiessungen.

In Deutschland treffen die Befreier zudem auf 12 bis 13 Millionen ausländische Zivilisten und Kriegsgefangene, die der deutschen Rüstungsindustrie als Zwangsarbeiter gedient hatten. Sie wurden befreit, doch was nun? Die Versorgungslage ist prekär, da ein Grossteil der landwirtschaftlichen Nutzflächen und des Viehbestands Europas vernichtet ist. Der Luft- und Bodenkrieg hat überall in Europa Zehntausende Dörfer, Städte und Fabriken in Schutt und Asche gelegt.

Insbesondere in Deutschland prägen die sogenannten «Trümmerfrauen» das Bild des Wiederaufbaus nach dem Krieg. Denn viele Männer im arbeitsfähigen Alter sind entweder tot, verwundet oder über Europa verstreut. Mit der Befreiung der besetzen Gebiete und der Kapitulation des Deutschen Reichs kollabiert die Wirtschaft in Deutschland endgültig. Vielerorts in Europa ist 1945 ebenfalls die industrielle Produktion zum Erliegen gekommen.

Erst mit der Wiederinbetriebnahme von Fabriken, der allmählichen Instandstellung des Verkehrs- und Elektrizitätsnetzes und der Unterstützung der USA im Rahmen des sogenannten «Marshall-Plans», der ein 13 Milliarden Dollar schweres Konjunkturprogramm umfasst, beginnt der Wiederaufbau Europas nach dem Krieg (siehe dazu auch das nächste Kapitel «Das Wirtschaftswunder»).

Bescheinigung Über Erfüllte Ehrenpflicht Hannover Trümmerfrauen 1946

Alliierte Besatzung

Die Nachkriegsjahre werden von den alliierten Siegermächten Sowjetunion, USA, Grossbritannien und Frankreich bestimmt, die mit Hilfe von Militärregierungen die oberste Staatsgewalt ausüben. Deutschland ist in vier Besatzungszonen und Berlin in vier Sektoren aufgeteilt. Auf der Potsdamer Konferenz im Sommer 1945 einigen sich die alliierten Besatzungsmächte auf wirtschaftliche und politische Grundsätze für eine gemeinsame Deutschlandpolitik: Entmilitarisierung, Entnazifizierung, Dezentralisierung, Dekartellisierung der Wirtschaft und Demokratisierung.

Die Alliierten verhaften deutsche Kriegsverbrecher und ehemalige Funktionäre des NS-Staats. Der Internationale Militärgerichtshof in Nürnberg verurteilt im Oktober 1946 die Hauptkriegsverbrecher des Dritten Reiches. Die Mehrzahl der Deutschen muss sich in Spruchkammerverfahren der Entnazifizierung stellen.

Die Deutschen leben in einer «Zusammenbruchsgesellschaft»: Millionen von Männern befinden sich in Kriegsgefangenschaft, Millionen von Flüchtlingen und Vertriebenen aus dem Osten strömen in die vier Besatzungszonen. Suchdienste helfen beim Auffinden vermisster Familienangehöriger.

Die Menschen leben vielfach in Trümmern und beginnen unter schwierigsten Umständen mit dem Aufräumen. Armut, Kälte, Krankheiten und Hunger prägen ihren Alltag. Zerstreuung bieten einige wenige kulturelle Angebote, die mit Hilfe der Alliierten unmittelbar nach dem Krieg wieder auf die Beine gestellt werden.

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Der aufziehende «Kalte Krieg» zwischen der Sowjetunion und den Westalliierten prägt auch die Neuanfänge in Deutschland. Die Sowjetunion gestaltet das politische und wirtschaftliche System in der Ostzone nach ihren eigenen Vorstellungen. Die kommunistische Sozialistische Einheitspartei Deutschlands bestimmt rasch alle Lebensbereiche, Massenorganisationen tragen den Willen der Partei in die Gesellschaft. Die Westmächte hingegen bauen eine demokratische Gesellschaft auf. Der Gegensatz zwischen Kommunismus und «freier Welt» nimmt ab 1946 zu, und die Teilung Deutschlands beginnt sich abzuzeichnen.

Deutschland wird geteilt

Mit den «Frankfurter Dokumenten» fordern die Westmächte die Ministerpräsidenten der Länder am 1. Juli 1948 auf, die Gründung eines westdeutschen Staates einzuleiten. Der Parlamentarische Rat wird daraufhin beauftragt, ein Grundgesetz zu erarbeiten. Er tritt am 1. September 1948 in Bonn unter seinem Präsidenten Konrad Adenauer zusammen. Das Grundgesetz tritt am 23. Mai 1949 in Kraft. Damit ist die Bundesrepublik Deutschland gegründet.

Auch aus der Sowjetischen Besatzungszone entsteht 1949 ein deutscher Staat: Aus der «Volkskongressbewegung für Einheit und gerechten Frieden» geht im März 1948 der 1. Deutsche Volksrat hervor, der eine Verfassung ausarbeitet und diese am 19. März 1949 formell beschliesst. Der 2. Deutsche Volksrat, der am 7. Oktober zusammentritt, erklärt sich zur provisorischen Volkskammer und beauftragt Otto Grotewohl mit der Regierungsbildung. Damit ist die Deutsche Demokratische Republik als zweiter deutscher Staat gegründet – eine kommunistische Diktatur nach sowjetischem Vorbild.

Quellen: NZZ International / Wikipedia / LEMO Lebendiges Museum Online / Deutsches Historisches Museum, Berlin / diverse Schweizer Lehrmittel

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