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Epilog

Das letzte Wort

Klassenkampf und Schulterschluss

Nach Beendigung des Ersten Weltkriegs erlebte die Schweiz eine Zwischenkriegszeit, die eine schwere Wirtschaftskrise und grosse politische Verunsicherung brachte. Obwohl das Land vom Krieg verschont geblieben war, wurde die Entwicklung aussergewöhnlich stark von den Ereignissen im Ausland beeinflusst.

Wirtschaftlich zeigte sich das an der Abhängigkeit von Einfuhren und Ausfuhren. Innenpolitisch prägte der Gegensatz zwischen den bürgerlichen Parteien und der Linken das vor allem nach dem Landesstreik von 1918 angespannte Klima. Das änderte sich erst in den 1930er-Jahren, als die politischen Kräfte unter dem Eindruck der Bedrohung aus dem Ausland zusammenrückten.

Die schwierige wirtschaftliche Situation nach Kriegsende machte vor allem der Arbeiterschaft schwer zu schaffen. Im November 1918 waren die Gegensätze eskaliert: Ein Landesstreik war ausgerufen worden, an dem sich mehr als eine Viertelmillion Arbeiter und Arbeiterinnen beteiligten. Doch ein Truppenaufgebot des Bundesrates erzwang den Abbruch des Streiks.

Die Zahl der direkten Opfer war gering (vier Tote). Aber unter den Soldaten im Ordnungsdienst forderte die Spanische Grippe 3'000 Todesopfer. Sie stammten zumeist aus ländlichen Gebieten, was mit ein Grund daf¨r war, dass sich Arbeiter- und Bauernschaft nachhaltig entfremdeten.

Einige Forderungen des Landesstreiks wurden jedoch bald umgesetzt, insbesondere die Einführung des Proporzsystems für die Wahl des Nationalrates. Dies hatte zur Folge, dass  die Freisinnig-Demokratische Partei bei den Nationalratswahlen im Jahr 1919 zwei Fünftel ihrer Sitze und auch die absolute Mehrheit im Parlament verlor.

Am meisten profitierten von dieser Entwicklung die Sozialdemokraten (SP) und die neu gegründete, konservativ-reformierte Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei (BGB; heute SVP).

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Truppenaufmarsch auf dem Berner Waisenhausplatz im Vorfeld des Landesstreiks 1918 (Bild: Bundesarchiv).

Trotz ihres Erfolgs galten die Sozialdemokraten für eine Mehrheit des Parlaments nicht als regierungsfähig, weil sie nach dem Landesstreik die Armee ablehnten und als «Internationalisten» verdächtigt wurden, einer kommunistischen Revolution wie in der Sowjetunion den Weg zu bahnen.

Dagegen bildete sich ein bürgerlicher Block. Die Freisinnigen stellten zwar weiterhin die Mehrheit im Bundesrat, doch nahmen sie 1919 einen zweiten Katholisch-Konservativen und 1929 einen Vertreter der BGB in die Landesregierung auf.

Die SP hingegen nutzte in der Folge das Initiativ- und Referendumsrecht, um auf die Anliegen der Arbeiterklasse aufmerksam zu machen. Da sie vor allem in Industriezentren und Grossstädten, aber auch in einigen Kantonen Regierungsverantwortung übernahm, entwickelte sie sich allmählich von einer Partei, welche die Konfrontation und den Klassenkampf suchte, zu einer Reformpartei, zumal der linke Flügel sich 1921 als Kommunistische Partei abspaltete.

Strike 1918 Zurich

Kavallerie auf dem Zürcher Paradeplatz. Eine einmalige Situation in der Schweizer Geschichte.

Doch nicht nur das politische Gefüge geriet ins Wanken. Auch die wirtschaftliche Lage war äusserst angespannt. Die Nachkriegsdepression der frühen 1920er-Jahre und vor allem die Weltwirtschaftskrise von 1929 bis 1936 trafen die Schweiz stark. Die Exporte verringerten sich wertmässig um ein Drittel, die Arbeitslosenzahl stieg auf dem Höhepunkt der Krise 1936 von gut 8'000 (0,4 %) im Jahr 1929 auf 93'000 Personen (4,8 %).

Mahnung Zuercher Einwohnerschaft

Warnschreiben der Behörden an die Arbeiterschaft im Vorfeld des Landesstreiks 1918.

Die Textilindustrie erholte sich nie mehr von der Krise. Auch die Grossbanken gerieten in erhebliche Schwierigkeiten und sahen ihre Bilanzsumme 1936 halbiert. Zur langen Dauer der Depression trug entscheidend bei, dass Bundesrat und Nationalbank hartnäckig an einer Deflationspolitik festhielten und den starken Franken erst 1936 um 30% abwerteten.

Auch aussenpolitisch war sich die Schweiz uneinig. Um künftig Kriege zu vermeiden, hatten die Siegermächte am Ende des Ersten Weltkriegs 1920 den Völkerbund mit Sitz in Genf gegründet. In einer Volksabstimmung entschied sich eine knappe Mehrheit der Schweizer Bürger für einen Beitritt, da der Völkerbund der Schweiz auch die «differenzielle Neutralität» zugestand (d. h. sie musste sich gegebenenfalls an wirtschaftlichen, nicht aber an militärischen Sanktionen beteiligen).

Der Bundesrat und ein Grossteil der Bevölkerung standen dem Kommunismus viel kritischer gegenüber als dem Faschismus, der sich in Italien 1922 unter Mussolini etablierte. Und im Gefolge der nationalsozialistischen Machtübernahme in Deutschland 1933 bildeten sich auch in der Schweiz rechtsgerichtete «Fronten», in denen sich vor allem Angehörige des Mittelstands und Bauern zusammenfanden und deren Anführer meist junge Akademiker waren.

Anfänglich sahen manche Bürgerliche in den Frontisten oder «Fröntlern» Verbündete in ihrem Kampf gegen Kommunismus und Sozialismus. Die Frontisten konnten jedoch nie auf eine breite Unterstützung in der Bevölkerung zählen, da die völkisch-rassistische nationalsozialistische Ideologie und der zentralistische Führerstaat des «Dritten Reichs» dem schweizerischen System mit seiner Gemeindeautonomie, dem Föderalismus und der Mehrsprachigkeit widersprachen. Im Nationalrat kamen die Fronten nicht über einen einzigen Gewählten während einer Legislatur hinaus.

Angesichts der politischen und militärischen Bedrohung durch das expansive «Dritte Reich» fanden sich die grossen Schweizer Parteien und die wichtigsten gesellschaftlichen Kreise jenseits der ideologischen Unterschiede in der «Geistigen Landesverteidigung». 

1935 bekannten sich die Sozialdemokraten zur bewaffneten Landesverteidigung und anstelle des Klassenkampfes zur friedlichen Lösung von Interessengegensätzen der Sozialpartner, wie sie Unternehmer und Gewerkschaften 1937 im «Friedensabkommen» in der Maschinen- und Metallindustrie festlegten. 

Im Gegenzug akzeptierten die Bürgerlichen die Sozialdemokraten als demokratische linke Oppositionspartei. Die erfolgreiche Volksabstimmung über die Bundesfinanzreform von 1938 bewies erstmals die Handlungsfähigkeit einer breiten Koalition von Parteien und Verbänden.

Die Geistige Landesverteidigung beruhte, je nach Partei, auf unterschiedlichen Prinzipien. Gemeinsam war den Trägern der Geistigen Landesverteidigung aber die Überzeugung, dass die Unabhängigkeit der Schweiz gegenüber den beiden totalitären Nachbarstaaten Deutschland und Italien um jeden Preis gewahrt werden musste.

Quelle: Schweizerische Eidgenossenschaft, Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA, Generalsekretariat GS-EDA, Präsenz Schweiz.