Die Textilindustrie erholte sich nie mehr von der Krise. Auch die Grossbanken gerieten in erhebliche Schwierigkeiten und sahen ihre Bilanzsumme 1936 halbiert. Zur langen Dauer der Depression trug entscheidend bei, dass Bundesrat und Nationalbank hartnäckig an einer Deflationspolitik festhielten und den starken Franken erst 1936 um 30% abwerteten.
Auch aussenpolitisch war sich die Schweiz uneinig. Um künftig Kriege zu vermeiden, hatten die Siegermächte am Ende des Ersten Weltkriegs 1920 den Völkerbund mit Sitz in Genf gegründet. In einer Volksabstimmung entschied sich eine knappe Mehrheit der Schweizer Bürger für einen Beitritt, da der Völkerbund der Schweiz auch die «differenzielle Neutralität» zugestand (d. h. sie musste sich gegebenenfalls an wirtschaftlichen, nicht aber an militärischen Sanktionen beteiligen).
Der Bundesrat und ein Grossteil der Bevölkerung standen dem Kommunismus viel kritischer gegenüber als dem Faschismus, der sich in Italien 1922 unter Mussolini etablierte. Und im Gefolge der nationalsozialistischen Machtübernahme in Deutschland 1933 bildeten sich auch in der Schweiz rechtsgerichtete «Fronten», in denen sich vor allem Angehörige des Mittelstands und Bauern zusammenfanden und deren Anführer meist junge Akademiker waren.
Anfänglich sahen manche Bürgerliche in den Frontisten oder «Fröntlern» Verbündete in ihrem Kampf gegen Kommunismus und Sozialismus. Die Frontisten konnten jedoch nie auf eine breite Unterstützung in der Bevölkerung zählen, da die völkisch-rassistische nationalsozialistische Ideologie und der zentralistische Führerstaat des «Dritten Reichs» dem schweizerischen System mit seiner Gemeindeautonomie, dem Föderalismus und der Mehrsprachigkeit widersprachen. Im Nationalrat kamen die Fronten nicht über einen einzigen Gewählten während einer Legislatur hinaus.
Angesichts der politischen und militärischen Bedrohung durch das expansive «Dritte Reich» fanden sich die grossen Schweizer Parteien und die wichtigsten gesellschaftlichen Kreise jenseits der ideologischen Unterschiede in der «Geistigen Landesverteidigung».
1935 bekannten sich die Sozialdemokraten zur bewaffneten Landesverteidigung und anstelle des Klassenkampfes zur friedlichen Lösung von Interessengegensätzen der Sozialpartner, wie sie Unternehmer und Gewerkschaften 1937 im «Friedensabkommen» in der Maschinen- und Metallindustrie festlegten.
Im Gegenzug akzeptierten die Bürgerlichen die Sozialdemokraten als demokratische linke Oppositionspartei. Die erfolgreiche Volksabstimmung über die Bundesfinanzreform von 1938 bewies erstmals die Handlungsfähigkeit einer breiten Koalition von Parteien und Verbänden.
Die Geistige Landesverteidigung beruhte, je nach Partei, auf unterschiedlichen Prinzipien. Gemeinsam war den Trägern der Geistigen Landesverteidigung aber die Überzeugung, dass die Unabhängigkeit der Schweiz gegenüber den beiden totalitären Nachbarstaaten Deutschland und Italien um jeden Preis gewahrt werden musste.
Quelle: Schweizerische Eidgenossenschaft, Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA, Generalsekretariat GS-EDA, Präsenz Schweiz.