Trotz der allgemein angespannten und unsicheren wirtschaftlichen Lage hatte sich die HGC schon am Ende des Ersten Weltkriegs auf ihre sozialen Verpflichtungen besonnen, als sie 1918 mit einem Anfangskapital von 30'000 Franken einen Kranken-, Alters- und Invalidenfonds für das Personal gegründet hatte (aus dem sich später die heutige Pensionskasse der HGC entwickeln sollte).
Das Kriegsende und die Demobilisierung der Milizen im November 1918 hatten sich leider alles andere als beruhigend auf das Baugewerbe ausgewirkt. Wegen der Steigerung der Baukosten um rund 200 Prozent im Laufe des Kriegs war der Wohnungsbau trotz empfindlicher Wohnungsnot in den Städten praktisch ganz zum Erliegen gekommen. Ausserdem hatte von 1918 bis 1920 die Spanische Grippe gewütet, die weltweit zwischen 25 und 50 Millionen Todesopfer gefordert hatte und der in der Schweiz knapp 25'000 Menschen zum Opfer fielen. Dies alles hatte die allgemeine Verunsicherung noch verstärkt.
All diesen Widrigkeiten zum Trotz hatte sich der Jahresumsatz der HGC während der vier Kriegsjahre von anfänglich 6 auf fast 14 Millionen Franken mehr als verdoppelt, wobei das zweite Kriegsjahr noch einen grossen Einbruch aufgewiesen hatte und der grosse Umsatzsprung erst auf das Jahr 1918 erfolgt war. Dieses hatte gegenüber 1917 mit einem Plus von nicht weniger als 6.5 Millionen Franken aufgetrumpft.
Die wirtschaftlich unsichere Lage nach dem Ersten Weltkrieg hemmte auch 1920 die Bautätigkeit in der Schweiz. Die HGC leistete zwar auch in diesem Jahr wieder eine bedeutende Zuwendung an den Berufsverband (SBV), dessen Streikkasse infolge Arbeitsniederlegung durch 10'000 Bauarbeiter zur Unterstützung der bestreikten Mitglieder empfindlich beansprucht worden war.
Doch was viel schwerer wog, war der Umstand, dass der Schweizer Baumeisterverband gleichzeitig eine schwere innere Krise durchlebte: In der Endphase des Krieges hatte der Verband im Zusammenhang mit Barackenlieferungen nach Frankreich und Italien bedeutende Verluste erlitten. Das Vermögen, mit dem er zu haften hatte, sank auf den Nullpunkt. Die HGC verkaufte Liegenschaften und Wertpapiere, um mit deren Erlös dem SBV aus der Notlage zu helfen. Das war nur möglich, weil der Umsatz nach Kriegsende noch einmal angestiegen war, und zwar auf über 24 Millionen Franken Ende 1920.
Nach diesem «Zwischenhoch», das vor allem auf eine plötzliche Verbilligung der Baumaterialien zurückzuführen war, die sich auch günstig auf die Baupreise auswirkte, ging die Bautätigkeit in einem noch nicht gekannten Umfang weiter zurück. Der Umsatz sank dementsprechend um fast 7.5 Millionen Franken im Jahr 1921.
Wohl brachten die nächsten Jahre endlich wieder eine lebhaftere Bautätigkeit – vor allem im Wohnungsbau. Die weiterhin sinkenden Baupreise lösten nun aber ein eigentliches Wettrennen um die billigsten Preise aus. Obgleich genügend bittere Erfahrungen gemacht wurden, liessen sich viele Baumeister zur Sicherung von Aufträgen durch Mitbeteiligung auf gewagte Spekulationen ein. Auch das Aufrechterhalten einer minimalen Preisordnung – die wesentliche Zielsetzung der HGC – wurde bedenklich erschwert und wegen des Unverständnisses in Fabrikanten- und Konkurrenzorganisationen nachgerade in Frage gestellt.
Dass sich trotz dieser unerfreulichen Zustände die Umsätze der HGC von 20.8 Millionen Franken im Jahr 1925 auf 23.4 Millionen im Jahr 1926 und 26.7 Millionen im Jahr 1927 vermehren konnten, war zu einem grossen Teil auf den 1926 erfolgten Beitritt von 94 Mitgliedern der aufgelösten «Gesellschaft schweizerischer Bauunternehmer» zurückzuführen. Diese Gesellschaft war 1922 von abtrünnigen Mitgliedern des SBV gegründet worden, nachdem es dort zu Meinungsverschiedenheiten über die Massnahmen zur Ordnung des Konkurrenzwesens gekommen war.
Die Errichtung zweier «wilder» Zementfabriken im Jahr 1928 löste innerhalb der Bindemittelindustrie einen heftigen Preiskampf aus. Mit einem Rückgang von 40 Prozent erreichten die Preise nach zwei Jahren ihren Tiefstand. Bemühend war es, feststellen zu müssen, dass die nach langjährigen Anstrengungen erzielte Besserstellung des Unternehmers infolge direkter Verkäufe der Outsider-Fabriken nicht nur dahingefallen war, sondern in vielen Fällen auch die direkte Lieferung des Zements an den Bauherrn gefördert wurde.
So erstaunt es nicht weiter, dass auch der Umsatz der HGC zurückging, und zwar von 36.6 Millionen Franken im Jahr 1929 auf 31.3 Millionen im Jahr 1930. Daran hatten natürlich auch der Börsencrash in New York vom 1. Oktober 1929 und die sich in der Folge flächendeckende Ausbreitung der Weltwirtschaftskrise massgeblichen Anteil.
Ende 1931 konnte der «Zementkrieg» endlich beigelegt werden, und damit traten wieder Ruhe und Ordnung auf dem Bindemittelmarkt ein.
Die weltweite Wirtschaftskrise wirkte sich jedoch auch hierzulande immer stärker aus. 1932 wurde davon besonders der Wohnungsbau betroffen, vor allem in Orten, in denen die Spekulation Überhand genommen hatte. 1933 zeigten auch die Industrie und die Landwirtschaft kaum mehr eine Baulust. Im Tiefbaugewerbe fehlten die grossen Arbeiten, und unangenehm bemerkbar machten sich die Regiebetriebe der öffentlichen Hand.
Die Lage verschlimmerte sich von Monat zu Monat, und im Jahr 1935 ging die Bautätigkeit um ein volles Drittel zurück. Dementsprechend stürzte auch der Umsatz der HGC von 27.7 Millionen Franken per 1934 auf 18.4 Millionen im Jahr 1935 regelrecht ab. Ein ganz erheblicher Absatzrückgang war insbesondere bei den im Wohnungsbau verwendeten Materialien zu verzeichnen. Aufgrund dieser Entwicklung sah sich die HGC in ihrem Jahresbericht von 1935 zu einem Aufruf veranlasst:
1936 ging die Bautätigkeit abermals um 30 Prozent zurück. Der Hauptanteil der Beschäftigung fiel auf das naturgemäss für die Ausführung von Notstandsarbeiten besonders geeignete Tiefbaugewerbe. Gänzlich am Boden lag der Wohnungsbau. Davon wurde auch die Backsteinindustrie empfindlich berührt.
Der Umsatz der HGC bewegte sich bei einem Stand von 1'689 Mitgliedern mit 14.8 Millionen Franken weiter nach unten, im Verhältnis jedoch weniger ausgeprägt als im Baugewerbe. Mit Genugtuung wurde im Jahresbericht vermerkt:
Allerdings waren die Gewinnmargen derart klein, dass die Rückvergütung auf 4 Prozent gesenkt werden musste.
Dank dem initiativen Vorgehen des Schweizerischen Baumeisterverbandes brachten die Subventionen eine bescheidene Belebung, wodurch ein weiteres Abgleiten aufgehalten werden konnte.
Am 1. September 1939 überfiel Hitlerdeutschland Polen und löste damit den Zweiten Weltkrieg aus. Die allgemeine Mobilmachung noch im selben Monat unterbrach die Bautätigkeit, die sich 1937 und 1938 dank Massnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit sowie der baulichen Vorkehrungen für die Landesverteidigung wieder etwas erholt hatte. Der Rückschlag traf die HGC diesmal jedoch nicht unvorbereitet. Die vergangenen Krisenjahre hatten sie gezwungen, überall nach Einsparungen und Betriebsverbesserungen zu suchen.
Obgleich ein beträchtlicher Teil der Angestellten einrücken musste und fast der ganze Wagenpark für militärische Zwecke requiriert wurde, konnte der Betrieb bis zur zweiten allgemeinen Mobilmachung vom 10. Mai 1940 noch ohne wesentliche Störungen weitergeführt werden. Die Einschränkungen im Treibstoffverbrauch erschwerten allerdings recht bald die Belieferung der Mitglieder und die persönlichen Kundenbesuche. Wie sich die HGC während der weiteren Kriegsjahre und danach entwickelte, beleuchten wir in der nächsten Jubiläumsausgabe.