«Wenn man mit dem Rücken zur Wand steht, gibt es nur einen Weg: nach vorne!», blickt Daniel Tschopp zurück auf Situationen wie damals, als Spanplatten die Mittellagenproduktion von Tschopp fast über Nacht zum Erliegen brachten. Was dann? Chancen nutzen, Ideen entwickeln und mit einem verlässlichen Partner weitermachen. Doch der Reihe nach.
Das Aus der Mittellagen? Für Tschopp der Einstieg in die Schalungsplattenproduktion
In den 50er Jahren war Tschopp bekannt für seine speziellen Mittellagen, die durch Sägeschnitte biegsam und damit für die Kunden in der Möbelindustrie vielseitig einsetzbar waren. «Dann wurde die Spanplatte erfunden», erinnert sich Daniel Tschopp. «Diese waren preiswerter und für die Möbelhersteller interessanter., und praktisch von einem Tag auf den anderen waren Mittellagen nicht mehr gefragt. «Mein Vater hat uns erzählt, dass das der blanke Horror war und sie nicht mehr wussten, wohin mit den vielen Mittellagen, die sie bereits produziert hatten.».
Durch Zufall – genauer: durch einen liegengebliebenen Lieferschein – entdeckte man bei Tschopp, dass aus ihrem Schnittholz Schalungsplatten hergestellt wurden, die für die Produktion von Betonbauteilen verwendet werden. Bald war die Idee geboren, die eigenen, schwer verkäuflichen Mittellagen selbst zu Schalungsplatten zu verarbeiten.
«Wenn man mit dem Rücken zur Wand steht, gibt es nur einen Weg: nach vorne!»
Daniel Tschopp, Mitinhaber und Co-Geschäftsführer, Tschopp Holzindustrie AG
Bereits 1958 produzierte Tschopp täglich 50 dreischichtig verleimte Schalungsplatten – als eine der ersten Firmen in der Schweiz und in Europa. Damit änderte sich auch der Fokus weg von der Möbelindustrie und hin zur Baubranche. Der Entscheid, sich auf die Herstellung von Schalungsplatten zu konzentrieren, bedeutete ein Risiko. Doch die breite Erfahrung des Unternehmens in der Holzverarbeitung trug zum Erfolg bei. Und nicht zuletzt ein starker Vertriebspartner, der Qualität schätzt und neue Ideen mitträgt.
Jede Menge Schaltafeln, aber kaum Aufträge. Bis sich Tschopp und die HGC zusammentaten.
«Tschopp und HGC, das war keine Liebe auf den ersten Blick», erinnert sich Daniel Tschopp. Händler lieber umgehen und das Geschäft direkt mit dem Kunden machen, das war in den 1990er-Jahren noch gängige Vertriebspraxis. Wie kam es dann zur Partnerschaft? Tschopp spricht von den schwierigsten Jahren für das Unternehmen und seine damals rund 60 Mitarbeitenden. «In den Jahren 1996 und 1997 produzierten wir rund 1000 Platten pro Tag. Aber: wenig Anrufe. Kaum Aufträge. Sogar Baustellen im Nachbarsdorf wurden von ausländischen Mitbewerbern beliefert.» Zu diesem Zeitpunkt nahm die HGC Kontakt mit Tschopp auf. Zufall?
Eine weitere Chance! Schon beim ersten Treffen wurde die Zusammenarbeit per Handschlag beschlossen. «Zurück von der Besprechung öffnete ich die Bürotür und konnte am Telefon gleich die ersten Aufträge entgegennehmen.» Die Partnerschaft mit der HGC markiert den Beginn der erfolgreichen Geschäftsentwicklung von Tschopp. Heute ist die Tschopp Holzindustrie AG mit einer Jahresproduktion von 1.6 Mio. Quadratmetern Schalungsplatten Marktführerin in der Schweiz.
Ein Firmenareal voller Holzhackschnitzel. Oder wie aus einem Unfall eine neue Geschäftsidee entstand.
«Auch unserem zweiten Standbein ging eine Horrorgeschichte voraus», erinnert sich Daniel Tschopp an einen Vorfall im Jahr 2000. Was war passiert?
Das Restholz, das bei der Produktion der Schalungsplatten anfiel, wurde damals in einem Silo gelagert. Wenn es voll war, wurde es regelmässig entsorgt. So auch, als Daniel Tschopp während eines Messebesuchs in Hannover einen Anruf aus dem Werk erhielt: «Das Silo ist eingestürzt!» Der wiederholte Füllstandsalarm war zwar am Abend zuvor mehrfach brav quittiert worden, aber die Entleerung fand trotz fortlaufender Produktion nicht statt. Das Silo platzte.